INDIEKINO: Mr. Lanthimos, BUGONIA basiert auf dem koreanischen Film SAVE THE GREEN PLANET von 2003. War es Ihre Idee, den zu adaptieren?
Yorgos Lanthimos: Nein, entwickelt wurde das Projekt von meinem Kollegen Ari Aster und seinem Produzenten Lars Knudsen, zusammen mit dem Drehbuchautor Will Tracy. Irgendwann schickten sie mir das Skript – und ich war gleich bei der ersten Lektüre begeistert. Die Geschichte war unterhaltsam, aufregend und inhaltlich komplex, also alles das, worum es mir mit allen meinen Filmen geht. Ich schickte sie gleich auch an Emma Stone, und als sie ebenfalls sofort darauf ansprang, war ich schnell mit an Bord. Mit Tracy habe ich dann noch ein wenig am Drehbuch gefeilt und es ein wenig meinem persönlichen Stil angepasst. Aber letztlich ging die Arbeit an diesem Film so schnell wie nie.
Ms. Stone, dies ist Ihr vierter gemeinsamer Film in Folge; seit THE FAVOURITE hat Lanthimos keinen Film ohne Sie gedreht. Was macht das Besondere Ihrer Arbeitsbeziehung aus?
Emma Stone: Da muss ich, fürchte ich, eine ziemlich langweilige Antwort geben. Wir verstehen uns einfach richtig gut, das ist schon das ganze Geheimnis. Unser Geschmack und unsere Interessen decken sich zu weiten Teilen, wenn es um Geschichten und Figuren geht. Als wir uns vor etwa zehn Jahren kennenlernten, hatte ich nur Yorgos’ Film Dogtooth gesehen, aber der hatte mich schon enorm neugierig gemacht. Nach unserem ersten Treffen ahnte ich dann schnell, dass er ein Mann ist, mit dem ich eine Wellenlänge habe und zu dem ich Vertrauen entwickeln kann. Die gemeinsame Arbeit an The Favourite hat das dann nur bestätigt und bekräftigt.
Lanthimos: Ich bin immer erstaunt, wenn Leute sich wundern, dass ich mehrere Filme hintereinander mit Emma gedreht habe. Früher gab es das doch immer wieder. Noch in den 70er Jahren kam es ständig vor, dass Regisseure und Schauspieler wiederholt kollaboriert haben. Warum denn auch nicht? Wenn man bestens harmoniert, können die Filme davon doch nur profitieren.
Heißt Vertrauen auch, einem Regisseur blind zu folgen?
Stone: Nein, eher, dass man über alles offen sprechen kann. Es geht ja um eine Kollaboration auf Augenhöhe. Ich versuche bei jedem Film, mich dem Drehbuch und meiner Rolle mit Haut und Haar zu verschreiben, so gut es irgend geht. Aber das heißt nicht, dass man nicht diskutiert. Wenn es Aspekte gibt, die mir nicht behagen oder zu denen ich eigene Ideen und Gedanken habe, dann spreche ich das an. Und bei jemandem wie Yorgos, den ich so gut kenne und zu dem mein Vertrauen so riesig ist, fällt mir das leichter als bei irgendwem sonst.
Mr. Plemons, für Sie ist BUGONIA auch schon der zweite Film mit Lanthimos und Stone. Erleichtert es die Arbeit, wenn man sich bereits kennt?
Jesse Plemons: Je besser man sich kennt, desto einfacher und reibungsloser wird die Kommunikation. Das gilt ja eigentlich für jede Beziehung, ist aber definitiv der Fall beim Filmemachen. Beziehungsweise merkt man womöglich sogar, wo gar keine Kommunikation möglich ist. Denn ich weiß noch, wie ich bei Kinds of Kindness anfangs Yorgos ganz viele Fragen gestellt habe, bevor ich irgendwann realisierte, dass ich von ihm nicht unbedingt echte Antworten bekomme. Was nicht zuletzt daran liegt, dass Yorgos natürlich in vielerlei Hinsicht eine klare Vision hat, aber gleichzeitig genug Raum lässt für die Intuition eines jeden einzelnen, einen eigenen Blick auf die Geschichte zu entwickeln.


