Pamela Jahn hat für das INDIEKINO Magazin mit Wim Wenders über PERFECT DAYS gesprochen.
INDIEKINO: Herr Wenders, was inspirierte Sie zu der Geschichte, die Sie in PERFECT DAYS erzählen?
Zunächst einmal hatte ich schon lange einfach Heimweh nach Tokio. Ich war fast zehn Jahre nicht dort gewesen. Dann kam plötzlich eine Einladung, ob ich mir nicht diese Toiletten anschauen wollte, die von 15 großen Architekten entworfen und gebaut worden waren. Wenn dieses künstlerische und soziale Projekt mich inspirieren würde, könnte man vielleicht eine Serie von Kurzfilmen über die Architekten und ihre kleinen „Hygiene-Tempel“ machen. Das hat mich interessiert, dass so große Architekten so unbedeutende Sachen wie Toiletten gebaut haben, die dann der Allgemeinheit gehörten. (Das war ursprünglich ein Projekt im Rahmen der Olympischen Spiele vor drei Jahren, die erst verschoben wurden und dann praktisch unter Ausschluss der Öffentlichkeit stattfanden.) Ich bin also für eine Woche hingeflogen, um zu gucken.
Wie kam man auf Sie?
Es ist kein Geheimnis, dass ich Japan und Tokio sehr liebe und mich für Architektur interessiere. Jedenfalls, als ich diese Träume von Toiletten gesehen habe und wo sie liegen, alle in kleinen Parks, war ich hin und weg. So würde man mitten in der Stadt immer gerne auf ein stilles Örtchen gehen. Aber auf kurze Dokumentarfilme, wie sie angedacht waren, hatte ich keine Lust. Ich dachte mir, es wäre doch viel schöner, wenn man über diese Häuslein auch ein bisschen mehr über Japan erfahren würde, beziehungsweise über den Stellenwert, den das Allgemeinwohl und der Dienst an der Allgemeinheit in diesem Land haben. Bei uns ist der Sinn für das Gemeinwohl in der Pandemie leider ziemlich den Bach runter gegangen. Es gibt heute weniger sozialen Halt in der Gesellschaft als vorher. In Japan hatte ich bei diesem Besuch das Gegenteil beobachtet; das war gerade zu dem Moment, als die Tokioter nach einem unendlich langen Lockdown ihre Stadt wieder in Besitz genommen haben, mit großem Respekt und Vorsicht für alles Gemeinsame. Aus diesem Gedanken heraus haben wir dann eine Geschichte entwickelt, mit einem Mann als Helden, der Toiletten putzt.
Wie sind Sie auf Kōji Yakusho gekommen, der die Hauptrolle spielt?
Ich verehre Kōji Yakusho als Schauspieler, seit ich ihn zum ersten Mal in SHALL WE DANCE? gesehen habe, dann in BABEL und in anderen Filmen, auch in Samurai-Filmen. Ich habe mir Blurays gekauft, nur weil er mitgespielt hat. Und dann hieß es, er würde bei diesem Projekt gern mitmachen. Danach gab es kein Halten mehr. Wenn er wirklich dabei wäre, müssten wir eine tolle Figur für ihn schreiben. Und daraus ist Hirayama entstanden.