Pamela Jahn: Herr Haugerud, erinnern Sie sich noch an Ihren ersten großen Crush?
Dag Johan Haugerud: Ziemlich genau sogar. Ich habe eine sehr lebhafte Erinnerung daran, völlig versunken zu sein in dieses warme Gefühl, die Schmetterlinge im Bauch. Aber auch die Unsicherheit, das Grübeln und die Angst vor Ablehnung. Ständig analysiert man alles, jede Geste, jedes Wort, bis im Kopf daraus eine Liebesgeschichte wird.
Wie haben Sie dieses Wirrwarr an Emotionen damals verarbeitet?
Ich habe schon sehr früh begonnen, Tagebuch zu schreiben. Aber um ehrlich zu sein, war der Moment meiner ersten Liebe eher flüchtig, wie das Aufblasen und Platzen eines Luftballons. Sobald die Romanze Realität wurde, war alles ziemlich schnell wieder vorbei.
Es wirkt aus heutiger Sicht fast ein bisschen altmodisch, dass Johanne in TRÄUME ihre Geschichte aufschreibt, anstatt sie in den sozialen Medien zu teilen. Ist sie in dieser Hinsicht ein untypischer Teenager?
Schreiben ist auf vielen Ebenen ein faszinierender und therapeutischer Prozess. Und er ist zeitlos. Einerseits verschafft einem das Schreiben Zugang zu den eigenen Gedanken. Zumindest war das bei mir der Fall, als ich jünger war. Es hat mir geholfen, meine eigene, persönliche Stimme zu finden. Es kann aber auch auf ganz besondere Weise heilsam sein. Schreiben befreit den Geist. Ich glaube nicht, dass irgendwelche Posts und Stories in den sozialen Medien die gleiche Kraft haben. Wenn man stattdessen seine intimsten Gedanken über das schriftliche Erzählen mit den Menschen teilt, denen man vertraut, kann hoffentlich ein Umfeld entstehen, das einem hilft, sich zu weiterzuentwickeln und zu sich selbst zu finden.
Wie hat sich Ihr eigener Schreibprozess im Laufe der Jahre verändert?
Ich analysiere das nicht. Ich schreibe einfach so vor mich hin. Tatsächlich bin ich selbst gar nicht so sehr daran interessiert, Geschichten im klassischen Sinn zu erzählen. Ich interessiere mich nicht für Handlungsstränge und dramatische Wendungen. Viel lieber beobachte ich verschiedene Situationen und versuche, sie aufeinander aufzubauen und miteinander in Beziehung zu setzen.
Was macht einen guten Beobachter aus?
Ich bin in der Hinsicht ziemlich offen und nicht so leicht zu überraschen. Ich habe wenig Erwartungen und lasse die Dinge geschehen. Nicht nur in Bezug auf Ereignisse und Situationen, sondern auch, wenn ich Menschen treffe. Ich versuche, die Leute nicht zu beurteilen oder in irgendeiner Weise einzuschränken. Das macht es interessanter, mit ihnen zu sprechen und ihre Beziehungen zu betrachten. Gerade in Gesprächen ist es oft wichtiger, darauf zu hören, wie ihre Stimmen klingen, als darauf zu achten, wie sie sich verhalten. So kann man beispielsweise eine Unsicherheit oder Unbeholfenheit viel besser ausmachen als in der Mimik oder Gestik.