Pamela Jahn: Drei Regisseure für einen Film ist eine ganze Menge.
Guy Maddin: Im Englischen gibt es ein schönes Sprichwort: "The more, the merrier".
Die Redewendung besagt jedoch nicht, dass mehr zwangsläufig besser ist. Hatten Sie in der Hinsicht vorab Bedenken?
Guy Maddin: Nein, es war ein vollkommen natürlicher Prozess. Filmemachen ist ja immer Teamarbeit, und ich finde es wichtig, die Menschen, mit denen ich zusammenarbeite, für ihr Engagement zu würdigen. Ich hatte zum Beispiel jahrelang ein schlechtes Gewissen gegenüber meinem Cutter John Gurdebeke. Ich dachte mir: Wenn jemand aus Archivmaterial einen Dokumentarfilm zusammenbastelt, wird er als Regisseur bezeichnet. Aber wenn John mein Filmmaterial schneidet, bleibt er der Cutter. Das empfand ich als ungerecht, zumal ich in meinen früheren Filmen ja auch oft viele alte Filmschnipsel verwendet habe. Irgendwann habe ich ihn mal darauf angesprochen. Ich habe ihn gefragt habe, ob er gerne mein Co-Regisseur sein würde. Aber er lehnte dankend ab und meinte, er möchte lieber bezahlt werden. Also habe ich es dabei belassen.
Wie haben Sie drei sich kennengelernt?
Guy Maddin: Ich habe an der Universität in Winnipeg unterrichtet und Evan war einer meiner Studenten, mein bester Schüler überhaupt. Wir sind in Kontakt geblieben. Eines Tages habe ich ihn als meinen Assistenten eingestellt. Aber er hat sich schnell hochgearbeitet, erst zum Researcher, dann zum Drehbuchautor. Schließlich kam auch Galen dazu. Er ist ein unglaublich talentierter Produktionsdesigner und Grafiker. Er hat einen Abschluss in Architektur. Ich merkte, wie viel Spaß es mir macht, gemeinsam Dinge zu entdecken. Ich habe nämlich nicht wirklich viele Freunde außerhalb der Filmwelt.
Verändert sich für Sie durch die Arbeit als Trio die Art und Weise, wie Sie Regie führen?
Guy Maddin: Obwohl wir alle ähnlich denken, auch einen bestimmten Filmgeschmack teilen, gibt es verschiedene Dinge, in denen der eine von uns besser ist als der andere. Wenn ich das Gefühl habe, dass ich etwas nicht kann, übernimmt entweder Evan oder Galen an der Stelle. Das funktioniert gut. Es gibt uns mehr Möglichkeiten insgesamt und eine gewisse Vielseitigkeit, die mir vorher fehlte.
Eine Detailfrage: Was hat es mit dem riesigen Gehirn im Film auf sich?
Guy Maddin: Nun, es ist genau das, ein großes Gehirn. Ein gutes Bild bedarf keiner Erklärung. Man kann seine eigenen Ideen darauf projizieren.
Galen Johnson: Es hat die Größe eines VW Käfers.
Evan Johnson: Außerdem ist es nicht der erste Film, in dem wir ein riesiges Gehirn zeigen. 2015 haben wir einen Film namens THE FORBIDDEN ROOM gedreht, der mit einem viel größeren Gehirn endete. Es ist so etwas wie ein wiederkehrendes Bild für uns. Vielleicht liegt es daran, dass Gehirne für all die Arbeit, die sie leisten müssen, immer irgendwie lächerlich aussehen. Sie haben eine übergroße Bedeutung, aber es gelingt ihnen nicht, ihre Würde zu bewahren. Wenn Sie wollen, können Sie darin sicher eine hübsche Metapher sehen.