Pamela Jahn: Wann war für Sie klar, dass Sie diesen Film zusammen machen wollten?
Charly Hübner: Im Frühjahr 2021 erhielt ich einen Anruf von der Element of Crime-Managerin Charlotte Goltermann, ob ich mir vorstellen könnte, die Band mit der Kamera für eine Kino-Doku auf einer Berlin-Tour zu begleiten. Meine Antwort war: „Ja. Aber bist du dir sicher?“ Sie meinte dann, sie würde das noch mal mit der Band besprechen. Nach einer Weile rief sie wieder an: „Die Band findet das okay.“ Und dann war erst mal Ruhe, auch wegen Corona. Aber in dieser doch sehr klaren, norddeutschen Knappheit waren die Weichen für den Film damit irgendwie gestellt.
Sven Regener: Ja, aber man muss vielleicht dazu sagen, dass wir uns gar nicht sicher waren, ob es tatsächlich einen Film geben sollte. Die Idee ging vom Management aus. Jakob, Richard und ich, wir hatten eher Angst davor. Denn das kann ja auch ins Auge gehen. Nachher gefällt uns der Film nicht. Oder wir sind einfach scheiße und kommen doof rüber, kann alles passieren. Das muss noch nicht mal böse gemeint sein. Es ist eben nur so, dass wir als Band nur in Sachen Musik was können, in allen anderen Dingen sind wir eher hilflos. Aber weil Charly das machen wollte, haben wir eingewilligt, zu ihm hatten wir Vertrauen.
Wieso ausgerechnet zu ihm?
Weil wir Charly von einem Interview her kannten, das er mit uns für das DIFFUS-Magazin gemacht hatte. In dem Gespräch hat er wahrscheinlich mehr geredet als wir, und ernsthaft angefangen, uns die Band zu erklären, auf eine sehr exzentrische Weise. Das hat uns gefallen.
Legendär in dem Interview, das 2019 im Kino International stattfand, war der Vergleich von Element of Crime mit einer Mariachi-Band.
Sven Regener: Genau. Das war ein sehr exaltierter Vergleich mit einer Sache in Mexico City, wo Mariachi-Bands, alle auf Booten fahrend, durcheinanderspielen. In dem Moment dachten wir nur: What? Und das war natürlich toll, weil er eine ganz eigene Sicht auf die Band hatte, die gar nicht unsere eigene sein musste, die wir aber faszinierend fanden. Und wenn es schon einen Film über uns gibt, dann bitte einen, der uns selber überrascht, den man sich angucken und plötzlich das eigene Schaffen mit anderen Augen sehen kann. Nicht irgendwas Affirmatives, wie so ein Werbefilm.
Herr Hübner, wie geht man dann als Regisseur an so eine Aufgabe heran?
Für mich war klar, das kann nur eine Hommage werden. Denn ich finde, das sieht man heute viel zu selten, weil alle immer mit diesem journalistisch korrekten Blick auf die Dinge schauen. Und ich wollte einfach das, was ich an der Band so super finde, ausgeweitet sehen. Natürlich, wenn dabei irgendeine exzentrische Aktion passiert wäre, die die Musikgeschichte der Band wahnsinnig beeinflusst hätte, wie ein Fernseher, der auf dem Kopf des Schlagzeugers landet, und seitdem kann er auf Tick spielen, dann hätte ich das auch mit reingenommen. Aber dem war ja nicht so.
Hatten Sie Bedenken, weil es auch ein Tour-Film ist, dass die Musik vielleicht anders klingen würde, als Sie sich das vorgestellt haben?
Sven Regener: Nein, das war einfach, den musikalischen Teil haben wir produziert. Wir wollten eh zum Film eine Live-Platte produzieren und haben dafür alle Konzerte komplett aufgenommen und diese Aufnahmen konnten dann auch für den Film benutzt werden. Wir haben Stefan Ernst dazu geholt, das war unser Toningenieur für die Musik, der hat alles aufgenommen und wir haben es mit ihm zusammen in seinem Studio gemischt. Uns war dabei wichtig, dass es die Musik ihren Live-Charakter behält, dass man sie nicht nachträglich schönt, keine künstlichen Zusatzstoffe, kein Hall aus der Maschine usw., alles nur aus dem jeweiligen Saal.
Haben Sie als Band die fünf Spielorte nach Gefühl ausgewählt oder auch nach dem Klang?
Sven Regener: Die Idee war, dass man vom Kleinen zum Großen geht. Wir haben 1985 im K.O.B. in der Potsdamer Straße angefangen, das war etwa die Größe des Privatclubs, in den ungefähr 200 Leute reinpassen, bis hin zu einem Spielort heute wie dem Admiralspalast oder der Zitadelle mit ca. 9.000 Leuten. Das war auch als Tournee interessant, weil man jeden Abend vor eine ganz andere Herausforderung gestellt war, von der Bühnengröße her, von der Saalgröße her und vor allem auch vom Sound her.