Pamela Jahn: Sie haben mit Anfang zwanzig einige Jahre lang als Assistent an einer Grundschule gearbeitet. Wollten Sie selbst einmal Lehrer werden?
Halfdan Ullmann Tøndel: Nein, ich habe in der Schule in vielen verschiedenen Positionen gearbeitet. Es war ein guter Nebenjob. Ich wollte etwas Sinnvolles tun, während ich versuchte, herauszufinden, was ich mit meinem Leben anfangen soll.
Um nicht Filmregisseur zu werden, wie Ihr Großvater Ingmar Bergmann?
Ja, alles, nur das nicht. So habe ich lange gedacht. Aber am Ende habe ich einen Kurs an der Universität belegt, in dem es auch ums Filmemachen ging, und es fühlte sich einfach gut und richtig an. Danach habe ich mich an der Filmhochschule beworben und seitdem nie wieder zurückgeschaut.
ARMAND ist Ihr erster Spielfilm. Hatten Sie die Geschichte schon länger im Kopf?
Ja und nein. Während des Studiums erzählte mir ein Freund auf einer Party von einem Campingausflug aus seiner Kindheit. Es ging darin um einen anderen Jungen, der mit dabei war - eigentlich eine lustige Geschichte. Aber davon ausgehend begann meine Fantasie zu spielen. Irgendwie kam ich dann sehr schnell auf Elisabeths Figur. Ich hatte plötzlich eine sehr klare Vorstellung davon, wie sie sein würde, also keine klassische Mutterrolle. Ich brauchte nur etwas Zeit, um den richtigen Platz für sie zu finden.
Was hat Sie an ihrem Charakter fasziniert?
Ihre Unberechenbarkeit hat mich zugleich erschreckt und gereizt. Man weiß nie, ob sie die Wahrheit sagt, oder was sie wirklich denkt. Vielleicht ist sie tatsächlich ein Opfer der vielen Gerüchte und Vorurteile, die über sie kursieren. Oder sind wir es, die sich vor ihr in Acht nehmen müssen? Ich finde es unheimlich, dass sie in einer Sekunde stark und klug und manipulativ sein kann, und im nächsten Moment völlig hilflos erscheint.
Haben Sie während des Schreibens für sich entschieden, wann sie spielt und wann sie einfach nur Elisabeth ist?
Ich glaube nicht, dass sie sich dessen selbst bewusst ist. Im Drehbuch habe ich versucht, ihre Persönlichkeit und ihre Absichten so ehrlich wie möglich wiederzugeben, ebenso wie die der anderen Mutter, Sarah. Beide Frauen haben ihre Geheimnisse und ihr jeweiliges Glaubenssystem. Sie folgen jede für sich ihrer eigenen inneren Wahrheit.